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Mein Campingurlaub September 2020

Schon seit längerer Zeit hatte ich das Bedürfnis über meine Erlebnisse sowohl in meiner allgemeinmedizinischen Praxis als auch in meinem persönlichen Umfeld zu berichten. Jetzt endlich nach den letzten unglaublichen Erlebnissen in der Coronazeit, nehme ich mir endlich die Zeit, sowohl meinen Patienten als auch allen anderen, die sich dafür interessieren, die Möglichkeit zu geben, viele Dinge besser zu verstehen, die mich täglich beschäftigen. Mir ist einfach zunehmend klar geworden, dass viele meiner Patienten gar nicht recht verstehen konnten, warum manche Dinge möglich sind und warum manche nicht. Denn es liegt wie man sich sicher denken kann oft nicht in meiner Entscheidungsgewalt, wenn Patienten Wünsche nach bestimmten Rezepten, Bescheinigungen etc. äußern. Aber dazu später mehr.

Nachdem ich jetzt aus meinem Urlaub mit unserem Wohnmobil zurückgekehrt bin, habe ich wieder so viele unschöne zwichenmenschliche Erlebnisse gehabt, die mich den Urlaub nicht wirklich haben genießen lassen können. Denn natürlich möchte ich mich auch in meinem Urlaub bezüglich Corona geschützt wissen. Wir hatten einen idyllischen Campingplatz in der Nähe von Lutherstadt Wittenberg im Bundesland Sachsen-Anhalt ausgewählt, und als ich in die Anmeldung ging, war ziemlich klar ersichtlich, dass auch hier ein Mund-Nasenschutz getragen werden sollte. Das taten hier auch offensichtlich alle, zumindestens hier im Bereich der Anmeldung. Dann wurde uns ein schöner Stellplatz zugeteilt, und wir richteten uns schonmal nett ein. So weit so gut.

Den einzigen Kontakt zu anderen Mitcampern, den wir nicht selber bestimmen konnten, war der im Bereich der Sanitäranlagen. Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, als ich die andern Camper ohne Mund-Nasenschutz fröhlich ein und ausgehen sah. Als ich selber einmal gehen musste, sprach ich einige Mitcamper an, warum sie keinen Schutz tragen würden und hörte die abenteuerlichsten Aussagen. Entweder man fühlte sich irgendwie ertappt, zog sich irgendetwas provisorisch über den Mund wie einen Teil seines T-Shirts oder ein Tuch etc. . Ich fragte natürlich nach, wie sie in der verbrezelten Haltung denn meinten, so ihren Toilettengang erledigen zu können. Ohne dass sie das T-Shirt oder ein anderes nicht festsitzendes Teil verkrampft über den Mund rafften, hielt dieses Provisorium ja nicht wirklich. Natürlich konnten sie darauf nichts erwidern. Andere meinten, sie hätten die Maske im Wohnwagen vergessen oder hatten andere fadenscheinige Ausreden parat. Auf der Herrentoilette ging es nach den Erlebnissen meines Partners auch nicht anders zu. Aber unter den Männern tummelte sich wohl fröhlich noch eine weitere Spezies Camper, die ich bis dato nur aus der Presse, vornehmlich aus dem Fernsehen von diesen Aluhutdemonstrationen her kannte. "Es gäbe ja Corona gar nicht", oder "es wird ja alles total aufgebauscht". "Man kenne ja keinen, der jemals Corona gehabt hätte!" Sogar mit einem Angestellten des Campingplatzes führte ich eine lange Diskussion, um ihm ein bisschen näher zu bringen, was wir seit einem halben Jahr in unseren Praxen für Anstrengungen unternehmen, damit die Erkrankungszahlen erträglich blieben. Na ja, ob es etwas bewirkt hat weiß ich nicht, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Die einzigen, die immer eine Maske trugen waren eher die Camper aus den anderen Bundesländern. Man muss auch dazu sagen, dass es in Sachsen-Anhalt keine Strafen gibt, wenn man den Mund-Nasenschutz nicht trägt. Und was nichts kostet, kann ja wohl nicht so zwingend gemeint sein... Ohne Worte! Bei denen, die zumindest guten Willen zeigten, hing aber leider fast immer der "Rüssel" raus. Kann man denn nicht erwarten, dass sich jeder von uns ein bisschen darüber informiert, wo sich die Infektionen abspielen und wo die höchste Viruskonzentration anzutreffen ist ????? Das ist doch ganz einfach der Nasenrachenraum. Und auch die Aussage "ich halte doch Abstand", kann mich leider nicht glücklicher stimmen... In einem geschlossenen Raum fliegen nun einmal die Aerosole, also die kleinsten Tröpchen mit einem Viruskern mit möglichen infektiösen SARS-CoV2 Partikeln mit jedem Atemzug durch die Luft. Und das über mehrere Stunden und bei ungünstigen Lüftungsbedingungen sogar über wenige Tage! Und da die kleinen Tröpfchen so leicht sind, sinken sie auch leider nicht zu Boden und schweben somit im Bereich unseres Atemtraktes herum.

Ich möchte einfach ein bisschen dafür sensibilisieren, was in den nächsten sicher deutlich kälteren Monaten auf uns zukommen kann, wenn nicht jeder von uns Verantwortung für sich und andere übernimmt. Ich bin auch immer wieder erschrocken, dass gerade die Risikopersonen so leichtfertig mit ihrer und unserer Gesundheit umgehen. Leider auch insbesondere unsere Senioren. Darauf angesprochen, hörte ich oft, dass sie das alles nicht interessiere. Das ist ja auch eine ganz persönliche Entscheidung. Ich versuchte allerdings klar zu machen, dass ich meine Maske zu ihrem Schutz trage, und dass ich auch erwarte, dass sie eine zu meinem Schutz tragen mögen. Einmal zeigte mir eine ältere Dame dann bei einem nächsten Treffen auf der Toilette ganz stolz ihre Maske. Ich sagte ihr, dass ich mich total darüber freue und wünschte ihr, dass sie hoffentlich ganz lange gesund bleiben möge. So hatte ich vielleicht wenigstens einen kleinen Beitrag zum Verständnis geleistet. Leider nahmen meine Ambitionen in Bezug auf weitere Aufklärung im Laufe meines Aufenthaltes auf dem Campingplatz auch ab. Wir gingen nur noch sehr konspirativ zu den Zeiten duschen, wenn die anderen Camper bereits schliefen oder in der Mittagszeit anderen wichtigen Dingen wie Essen oder Faulenzen nachgingen.

Ich hoffe ich habe Sie ein bisschen neugierig darauf gemacht, was mich täglich bewegt und würde mich freuen, Sie zu weiteren spannenden Geschichten und Erlebnissen in Zukunft dann wahrscheinlich zunächst erst einmal verstärkt aus meiner Praxis begrüßen zu dürfen. Lassen Sie einfach die Alufolie im Schrank, tragen Sie bitte Ihren Mund-/Nasenschutz dort, wo es notwendig ist und bleiben Sie schön gesund!

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